Krankheit

Die Krankensalbung – ein Sakrament, ein Trost, eine Hilfe

„Nachdem er die Krankensalbung empfangen hat, geht es unserem Vater wieder besser. Er hat wieder Mut und Zuversicht.“

„Schön, dass unsere Großmutter noch die Krankensalbung empfangen konnte, als sie bei Bewusstsein war und mitbeten konnte. Sie konnte danach im Frieden von uns gehen.“

Zwei von vielen Rückmeldungen, die wir Priester bekommen, wenn wir dieses Sakrament spenden und damit den Auftrag erfüllen, den Christus seiner Kirche gegeben hat. Im Jakobusbrief lesen wir: „Ist einer von euch bedrückt? Dann soll er beten. Ist jemand guten Mutes? Dann soll er ein Loblied singen. Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Presbyter (= „Älteste“) der Kirche zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben“ (Jakobusbrief 5,13-14).

Zwei Extreme

Für wen ist die Krankensalbung eigentlich und wann wird sie sinnvollerweise empfangen? Dazu gibt es zwei extrem gegensätzliche Meinungen:

Für die einen ist die Krankensalbung dann angezeigt, wenn es unweigerlich auf den Tod zugeht. Die Krankensalbung ist in dieser Sicht ein Sakrament, das unmittelbar auf den Tod vorbereitet. Die Folge: Angehörige und Kranke schieben den Empfang auf, weil sie glauben, dieses Sakrament besiegele gewissermaßen das Ende.

Für andere ist dieses Sakrament eine therapeutische Maßnahme der Stärkung und Ermutigung, wenn spürbar ist, dass im Alter oder im Verlauf einer Krankheit die Kräfte nachlassen. Die Folge: Die Krankensalbung wird zu einer Art Vorsorge in den Unwägbarkeiten des Lebens.

Was ist richtig?

Wie meistens, finden wir den richtigen Weg in der Mitte. Die Krankensalbung ist weder ein reines Sterbesakrament noch eine bloße Vorsichtsmaßnahme. Sie ist ein heilendes und heiligendes Zeichen in einer Situation der Krise und der wirklichen Krankheit. Dabei kann es wirklich so sein, dass der eigene Tod vor Augen steht, oder auch, dass z.B. eine Operation, die Routine zu sein scheint, nicht ohne Risiko ist, und der Wunsch da ist, den Glauben zu stärken und die Verbindung mit Christus zu erneuern.

Was schenkt die Krankensalbung?

Die Krankensalbung ist ein Sakrament. Wie jedes der anderen Sakramente auch, schenkt sie eine besondere Gnade und Hilfe in einer besonderen Situation. Sie wird im Glauben gespendet und im Glauben empfangen. Der Glaube und das Vertrauen werden in der Krise der Krankheit gestärkt. Die Verbindung mit Christus wird erneuert. „Er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen“ heißt es beim Propheten Jesaja über den Knecht Gottes (53,4). Der Kranke erfährt, dass er nicht allein ist. Wenn es ihm schwerfällt zu beten, erlebt er, wie andere es für ihn tun. Das entlastet. Und ihm wird auch in der Versöhnung angeboten, die heilende Wirkung der Vergebung zu empfangen und, wenn möglich, in der heiligen Kommunion das Brot des Lebens.

Wo kann die Krankensalbung empfangen werden?

 Überall da, wo jemand darum bittet: im Krankenhaus oder zu Hause. Derzeit verzichten wir darauf, Krankensalbungsgottesdienste in den Kirchen zu feiern, solange noch die Gefahr einer Ansteckung besteht.

Es kann zu Hause ein Platz mit einer weißen Decke, einem Kreuz und einer Kerze vorbereitet werden. Das Krankenöl bringt der Priester mit. Es ist schön, wenn Familienangehörige sich versammeln und mitbeten.

 Kann auch einem Verstorbenen noch die Krankensalbung gespendet werden?

Die Krankensalbung ist wie die anderen Sakramente eine Feier des Glaubens und der Umkehr, solange wir noch als Pilger unterwegs sind. Ist jemand offensichtlich verstorben, kann der Segen gegeben werden. Im Zweifelsfall kann die Krankensalbung auch bedingungsweise gespendet werden.

Ist der Kranke nicht mehr imstande zu sprechen und darum auch nicht mehr in der Lage zu beichten, gibt der Priester vor der Krankensalbung die Lossprechung.

Kann die Krankensalbung mehrmals empfangen werden?

Die Krankensalbung kann einem Kranken auch mehrere Male gespendet werden. Das kann sinnvoll sein, wenn sich nach einer Krankensalbung der Zustand wieder gebessert hat, aber nicht stabil ist, oder im Zusammenhang mit einer Hauskommunion.

Wie kann ich um eine Krankensalbung bitten?

Ganz einfach: Indem Sie einen der Priester ansprechen oder anrufen, die Nummer des Seelsorgehandys wählen oder sich im Pfarrbüro melden. Die Priester tun gern diesen Dienst, denn immer dann, wenn ein Sakrament gespendet wird, erweckt das Freude und neuen Glauben beim Empfänger und auch beim Spender!

Pastor Manfred Stücker